Ohne Opioide nach OP: Evonik investiert in Allay Therapeutics

• Implantate des US-Start-ups Allay lindern bis zu drei Wochen lang Schmerzen nach Knie-Operationen
• Technologie kann Einsatz von Opioiden reduzieren
• Polymere von Evonik sind entscheidender Bestandteil

Essen. Evonik investiert in das Biopharmazie-Unternehmen Allay Therapeutics. Das in den USA und Singapur ansässige Start-up hat ein Implantat zur Schmerzbehandlung nach Knie-Operationen entwickelt. Es wird direkt im Knie eingesetzt und kann die Schmerzen bis zu drei Wochen lang lindern - bisherige Lösungen wirken maximal drei Tage. Die Technologie fördert den Genesungsprozess und ermöglicht es, die Gabe von gängigen, Opioid-haltigen Schmerzmitteln wie Morphin oder Oxycodon zu reduzieren oder ganz darauf zu verzichten. Der Schlüssel zum Erfolg der neuartigen Schmerztherapie sind bioabbaubare Polymere von Evonik: Sie sorgen dafür, dass die Wirkstoffe über einen längeren Zeitraum abgegeben werden.

Das Einsetzen eines künstlichen Kniegelenks gehört zu den häufigsten Operationen weltweit. Die Folgen des Eingriffs sind häufig schmerzhaft, die Beschwerden halten wochenlang an und erschweren die Genesung. Mediziner setzen daher Schmerzmittel wie Opioide ein. Sie haben jedoch zahlreiche Nebenwirkungen, zu denen ein hohes Abhängigkeitsrisiko gehört. Eine Alternative sollen die Produkte von Allay bieten, die sich im frühen Stadium der klinischen Entwicklung befinden. „Unsere Produkte können den Patienten genau dann Schmerzlinderung verschaffen, wenn sie sie am dringendsten benötigen – und zwar über Wochen statt über Tage. Das würde den Genesungsprozess deutlich verbessern und beschleunigen“, sagt Adam Gridley, Chief Executive Officer (CEO) von Allay.

Evonik sieht großes Potenzial in der Technologie. „Die Produkte von Allay können ein Gamechanger in der postoperativen Schmerzbehandlung werden. Sie können die Probleme verringern, die Opioide mit sich bringen, wie Abhängigkeit, weitere Krankenhausaufenthalte, langwierige Rehabilitationsmaßnahmen und Kosten für das Gesundheitssystem“, sagt Bernhard Mohr, Leiter von Evonik Venture Capital.  

Allays Schmerzimplantate sind dünne Plättchen in Größe einer Münze. Sie werden am Ende der Operation rund um das eingesetzte Kniegelenk platziert und bestehen aus einem bewährten, Opioid-freien Lokalanästhetikum sowie Polymeren von Evonik. Das Lokalanästhetikum blockiert die Weiterleitung der Schmerzsignale an das Rückenmark. So wird der Schmerzimpuls gestoppt, bevor er im Gehirn ankommt. Bisher war die Wirkdauer solcher Systeme auf wenige Tage begrenzt. Allay ist es gelungen, die Wirkung durch eine neuartige Wirkstoff-Polymer-Architektur auf bis zu drei Wochen zu verlängern. Hierbei spielen die Polymere von Evonik eine Schlüsselrolle: Sie sorgen dafür, dass der Wirkstoff kontrolliert über einen langen Zeitraum abgegeben wird. Bei diesem Prozess lösen sich die Implantate nach und nach auf und werden vom Körper abgebaut. Die Technologie kann leicht für andere orthopädische und Weichteiloperationen angepasst werden. Allay entwickelt derzeit ein Produktportfolio auf der Grundlage dieser Arzneimittel-Polymer-Architektur.

Evonik verfügt über 60 Jahre Erfahrung mit Technologien zur zielgerichteten Verabreichung von medizinischen Wirkstoffen. Das Geschäftsgebiet Health Care ist dabei ein globaler Innovationspartner für die Pharmaindustrie. „Wir freuen uns, dass wir unseren Partner Allay bei der Entwicklung dieser erfolgversprechenden Innovation unterstützen können. Sie kann die Schmerztherapie grundlegend verändern und Patienten die Angst vor einer Operation nehmen“, sagt Paul Spencer, Leiter der Produktlinie Drug Delivery & Products in dem Geschäftsgebiet Health Care von Evonik. Health Care liefert das im Allay-Implantat verarbeitete, bioabbaubare Polymer.

Mit mehr als 1,2 Millionen Kniegelenks-Eingriffen pro Jahr sind die Vereinigten Staaten der relevanteste Markt für die Technologie von Allay. Das Volumen für die Behandlung von sehr starken, postoperativen Schmerzen wird auf 10 Milliarden US-Dollar geschätzt. Der dramatische Anstieg von Opioidabhängigen in den USA, als Opioid-Krise bezeichnet, verstärkt die Relevanz von alternativen Schmerztherapien.

Allay Therapeutics wurde 2016 gegründet. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in San Jose im US-Bundesstaat Kalifornien sowie Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen in Singapur, wo die Schmerzimplantate entwickelt würden. „Wir freuen uns, eines der weltweit führenden Spezialchemieunternehmen an unserer Seite zu haben, mit dem wir unsere Technologie weiterentwickeln können“, betont Adam Gridley.